Nach fast 30 Jahren im Beruf habe ich mich entschieden, nochmal Student zu werden – oder besser gesagt: in den Hörsaal zurückzukehren. Viele in meinem Umfeld waren ziemlich überrascht, manche sogar ein bisschen sprachlos. Aber oft hörte ich auch Bewunderung heraus. Offenbar ist dieser Schritt mit über 50 noch immer eher ungewöhnlich.

Wie kam es dazu? Das Unternehmen, bei dem ich viele Jahre tätig war, hat den Betrieb, zu dem ich gehörte, geschlossen – und damit auch mein Kapitel dort beendet. Also stand ich vor der Frage: Was nun?
Mein Hintergrund liegt in der Übersetzungs- und Lokalisierungsbranche. Genauer gesagt: Ich habe in den letzten Jahren viel im Marketing für ein führendes CAT-Tool gearbeitet. Wer die Branche kennt, weiß: Sie ist seit langem stark von KI geprägt – allen voran maschinelle Übersetzung.
Natürlich hätte ich mir einen Job bei einem Sprachdienstleister suchen können. Aber die Lage dort ist gerade nicht rosig – wenige Stellen, wenig Spielraum. Ein Wechsel zu einem Technologie-Wettbewerber? Sicher einfacher. Aber nach Jahren für „Produkt A“ schwärmen und dann plötzlich genauso für „Produkt B“? Das fühlte sich für mich falsch an. Komplett die Branche wechseln? Möglich – aber auch nicht ohne Risiko.
Am Ende habe ich mich für einen anderen Weg entschieden: den Neustart über ein Studium. Genauer gesagt: einen Master in Angewandte Data Sciences und Künstliche Intelligenz (DSKI) an der Hochschule Stralsund.
Warum gerade dieser Studiengang? Mit meinem ursprünglichen Studium der Informatik und den aktuellen Entwicklungen in der Übersetzungs- und Lokalisierungsbranche scheint mir genau dieses Studienfach eine optimale Möglichkeit zu sein, meine Kenntnisse und Erfahrungen weiterzuentwickeln. Mein Plan ist es, auch zukünftig in der Branche tätig zu sein und dabei genau diese Entwicklung zu begleiten, sei es in der Technologie oder auch im Service.
Die Aufnahme war allerdings nicht ganz so unkompliziert. Zwar erfülle ich die formalen Voraussetzungen durch mein altes Diplom, aber die Hochschule wollte Nachweise für Programmierkenntnisse in Python (das es zu meiner Studienzeit schlicht noch nicht gab) und für Statistik. Beides konnte ich nicht liefern. Am Ende hieß es: Zulassung mit Auflagen – vielleicht.
Also erstmal warten. Und in der Zwischenzeit: Recherche. Wie lebt es sich in Stralsund? Wie sieht der Wohnungsmarkt aus? Was kostet das Ganze, und wie wirkt sich das Studium auf Themen wie Krankenversicherung, Rente oder Zweitwohnungssteuer aus?
Darüber – und wie der Start tatsächlich gelaufen ist – erzähle ich dann in den nächsten Beiträgen.