Heute ist irgendwie ein besonderer Tag. Es ist der erste Tag der tekom Jahrestagung. Und zum ersten Mal seit etwa 25 Jahren werde ich nicht dort sein. Stattdessen bestimmen heute KI-Business-Anwendungen und Ergebniskommunikation meinen Tag. Irgendwie symbolisiert das ziemlich deutlich die Veränderungen in meinem Berufsleben. Aber gehen wir ein bisschen ins Detail.

25 Jahre auf der tekom: Improvisation, Freundschaft und Lampenfieber
Die tekom Jahrestagung ist der größte Branchentreff rund um die technische Kommunikation. Vor einem Vierteljahrhundert, als wir mit unserem kleinen Unternehmen erstmals als Aussteller teilnahmen, war das noch eine echte Herausforderung. Ich bin mir sicher, man hat uns die blutigen Anfänger auf der Messe deutlich angemerkt. Vieles war improvisiert und ziemlich hemdsärmelig.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir unser Messematerial mit dem Auto zur Messe nach Wiesbaden fuhren. Um Kosten zu sparen, organisierten wir den Transport mit einem unserer Wettbewerber in Berlin gemeinsam. Letztlich waren wir in vielen Aspekten, auch außerhalb der Messe, eher Partner als Konkurrenten.
Doch die tekom bedeutet mehr als Logistik. Sie ist ein intensives Gefühl, einen Vortrag vor teilweise großem Publikum zu halten – auch nach all den Jahren immer noch mit heftigem Lampenfieber verbunden. Aber man macht das alles ja ganz freiwillig. tekom-Jahrestagung bedeutet aber auch: viele bekannte Gesichter treffen, Freundschaften auffrischen, sich über neue Entwicklungen austauschen und natürlich immer etwas Klatsch und Tratsch. Und oft habe ich auch meinen Geburtstag auf der tekom gefeiert. Das ist mehr als Business.
Der Wandel: Von der Doku zur Datenwissenschaft
Heute wird mir deutlich bewusst, dass mir diese Atmosphäre doch fehlt. Doch die Aufgaben haben sich verschoben.
Statt am Messestand zu stehen, helfe ich heute einer imaginären Managerin bei der Lösung ihrer Probleme. Wir machen uns darüber Gedanken, wie man aus Tweets Informationen zur Kundenzufriedenheit für eine Fluggesellschaft ermittelt, wie man diese auswertet und daraus dann Verbesserungspotenziale ableiten kann. Die technische Kommunikation wird zur Datenkommunikation.
Am Nachmittag beschäftige ich mich noch schnell mit der Frage, wie man die Entfernung einer beliebigen Adresse zur nächsten Haltestelle im ÖPNV ermitteln kann. Das Ziel: die Prognosequalität unseres Modells für fairbnb zu verbessern. fairbnb ist ein kleines App-Projekt, um den Marktpreis für airbnb-Angebote zu ermitteln.
Und wenn ich dann noch etwas Zeit habe, werde ich die Parametrisierung eines neuronalen Netzwerkes zur visuellen Klassifikation von Krankheiten bei Bohnenblättern optimieren.
Kurz gesagt: Ein Tag, der inhaltlich komplett anders ist als ein Tag auf der Messe.
Fazit: Agilität ist die neue Konstante
Diese Aufgaben spiegeln wider, wohin sich die Welt der Information und des Wissens bewegt hat: von der strukturierten Dokumentation hin zur Analyse und Kommunikation komplexer, dynamischer Daten.
Es ist ein Abschied von einer prägenden Zeit – aber auch ein Aufbruch in eine neue Zeit. Wenn in der Lokalisierungsbranche alle nur noch von KI sprechen, ist es vielleicht einfach an der Zeit sich intensiver damit zu beschäftigen. Und ich bin sicher, dass ich am Ende beides auch miteinander verbinden kann.
Genug geträumt. Zurück an die Arbeit.
