In der zweiten Blockwoche hatten wir einen intensiven Kurs zu KI-Business-Anwendungen und Ergebniskommunikation. Unsere Aufgabe: ein Szenario entwickeln, in dem wir einer Verantwortlichen für die Service-Qualität einer Airline helfen sollen, Twitter-Beiträge zu analysieren, Problemfelder zu erkennen und daraus Maßnahmen abzuleiten. Neben der Technik sollten wir vor allem eine Präsentation erstellen, die zeigt, welche Lösungen wir sehen – und warum sie für die handelnde Person relevant sind.
Interessant war, wie schnell wir in den Diskussionen immer wieder in technische Detailfragen abrutschten. Es fällt nicht leicht, die Perspektive der beteiligten Personen konsequent mitzudenken. Doch genau darum geht es: nicht nur technische Lösungen zu präsentieren, sondern den Nutzen für Menschen in den Mittelpunkt zu rücken.
Diese Erkenntnis passt erstaunlich gut zu anderen gesellschaftlichen Debatten. Nehmen wir den Klimawandel. Parallel zum Kurs lief die COP30, und in sozialen Netzwerken tauchte die Aussage auf: „5 % des BIP für Klimaschutz“. Klingt erstmal vernünftig. Aber kommt sie bei den Menschen an?

Was Menschen wirklich beschäftigt
Ohne Anspruch auf wissenschaftliche Analyse wirkt es auf mich so, als sei ein großer Teil der Bevölkerung derzeit vor allem mit der eigenen Zukunft beschäftigt. Fragen wie:
- Bleibt mein Arbeitsplatz sicher?
- Finde ich nach der Ausbildung etwas?
- Kann ich meinen Lebensstandard halten – auch im Alter?
Aus solchen Unsicherheiten entstehen dann schnell Forderungen wie: „Erst muss der Staat für uns sorgen, bevor wir Geld für andere Dinge ausgeben.“
Und das ist nachvollziehbar. Menschen wollen Sicherheit. Für sich und für ihre Familien.
Warum „Klimaschutz“ häufig Widerstand auslöst
Überträgt man diese Gedanken auf die Klimadebatte, überrascht es kaum, dass das Thema in Umfragen an Bedeutung verliert. Der Begriff Klimaschutz suggeriert, wir sollten Geld ausgeben, damit es dem Klima besser geht – einem abstrakten, externen Objekt.
Aber eigentlich geht es doch gar nicht darum, das Klima zu „schützen“.
Es geht darum, uns Menschen vor den Folgen eines zu schnellen Wandels zu schützen und diesen Wandel – soweit möglich – zu begrenzen. Ganz unabhängig davon, wer ihn verursacht hat.
Zukunftssicherung statt Klimaschutz?
Wäre es unter diesem Blickwinkel nicht sinnvoller, statt „5 % fürs Klima“ von „5 % für unsere Zukunftssicherung“ zu sprechen?
Die Maßnahmen wären dieselben:
- CO₂-Reduktion
- stabilere, gerechtere Wirtschaftsstrukturen
- Sicherung persönlicher Freiheiten
Aber das Framing wäre ein anderes – eines, das eher zum Kernanliegen der Menschen passt.
Fragt man Politiker:
- „Was tun Sie für die Zukunftssicherung?“,
klingt das ganz anders als: - „Was tun Sie zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes?“
Das eine spricht Ängste und Bedürfnisse direkt an. Das andere wirkt technokratisch. Und wahrscheinlich würden wir auch andere Antworten erhalten.
Kommunikation entscheidet über Zustimmung
Heute reicht es längst nicht mehr, nur das Richtige zu wollen. Man muss auch Zustimmung gewinnen. Und dafür braucht es eine Strategie, ein Gefühl für Zielgruppen – und die passenden Begriffe.
Die richtige Terminologie ist kein oberflächliches Detail, sondern ein Schlüssel. Nur wenn wir unsere Botschaften in Worte kleiden, die verstanden und akzeptiert werden, können sie Wirkung entfalten.
