Fake – Was können wir noch glauben?

Man mag es manchmal selbst kaum glauben, aber es gibt auch ein Leben neben dem Studium. Bei mir gehört dazu unter anderem mein Engagement im Quickborn-Arbeitskreis – einem kleinen Verband mit Wurzeln in der Jugendbewegung des letzten Jahrhunderts.

Der Quickborn organisiert jedes Jahr mehrere Tagungen, häufig auf Burg Rothenfels – oder wie wir Quickborner sagen: „auf unserer Burg“. Diese Tagungen stehen immer unter einem inhaltlichen Thema. Dazu gibt es in der Regel Referent*innen, die fachlichen Input geben. Daneben lebt jede Tagung von musischen, kreativen und spirituellen Angeboten, die von den Teilnehmenden selbst gestaltet werden.

Fact or Fake?

Die größte Veranstaltung ist die Silvestertagung mit rund 250 Teilnehmenden über den Jahreswechsel. Daneben gibt es u.a. seit etwa 30 Jahren die Himmelfahrtstagung, an der zwischen 60 und 120 Menschen teilnehmen. Auf beiden Tagungen stimmen wir jeweils über das Thema des nächsten Jahres ab. Für die kommende Himmelfahrtstagung fiel die Wahl auf: „Fake – Was können wir noch glauben?“

Neben dem fachlichen Input wollen wir das Thema „Fake“ auch aus anderen Perspektiven beleuchten:

  • Wie entstehen Fake News – und warum glauben wir sie?
  • Welche Rolle spielen Emotionen in der öffentlichen Debatte?
  • Wie unterscheiden wir in Zukunft zwischen authentisch und künstlich?
  • Wie können wir als Gemeinschaft kritische Medienkompetenz stärken?
  • Welche Chancen bietet KI trotz aller Risiken?

Auch weitere kleine Workshops sind denkbar – etwa zu Bildanalyse, Storytelling oder der Frage, wo Wahrheit in persönlichen Beziehungen beginnt und endet.

Wie alles begann: Eine Keynote, die wachrüttelte

Wer ein Thema vorschlägt, übernimmt üblicherweise auch einen Teil der Vorbereitung – vor allem die Suche nach einer passenden Referentin oder einem passenden Referenten. Bei mir entstand die Idee aus einer Keynote, die ich auf dem DTT-Symposion in Worms gehört hatte: DeepFakes und die ‚Infokalypse‘: Wie beeinflusst generative Künstliche Intelligenz das Informationsökosystem? von Prof. Dr. Ziad Mahayni.

Die Keynote war ein echter Wachrüttler. Sie zeigte eindrücklich, wie leicht KI heute Realität verzerren kann und wie sehr das unser Vertrauen ins gesellschaftliche Miteinander ins Wanken bringt. Mahayni machte deutlich, dass Fakes längst keine harmlosen Internetspielereien mehr sind – sie beeinflussen unsere Meinungsbildung und im Extremfall sogar demokratische Prozesse. Besonders hängen geblieben ist seine provokante Frage, ob die Demokratie am Ende sei und von einer Ochlokratie abgelöst werden könnte. Eine Frage, deren Antwort man vielleicht nicht mag, vor der man sich aber nicht drücken kann.

Historischer Blick: Fakes sind älter als die KI

Auch wenn moderne KI-Fälschungen heute eine neue Qualität haben, ist das Phänomen selbst keineswegs neu. Schon in der Antike wurden Erzählungen bewusst verfälscht, um politische Gegner zu schwächen. Im Mittelalter kursierten gefälschte Reliquien, später wurden Fotos retuschiert – lange bevor es digitale Werkzeuge gab. Auch die Propaganda des 20. Jahrhunderts nutzte manipulierte Bilder und erfundene „Beweise“. Allerdings war der Aufwand für die Erstellung sehr viel größer.

Neu ist heute also weniger die Existenz von Fakes, sondern die Geschwindigkeit und technische Perfektion, mit der KI sie produzieren kann. Was früher leicht zu entlarven war, wirkt heute erschreckend echt – und verbreitet sich in Sekunden.

Die Suche nach einem passenden Referenty

Natürlich haben wir zuerst bei Prof. Mahayni angefragt – und sogar eine offene, freundliche Rückmeldung erhalten. Dass ein kleiner Verband wie der Quickborn nicht die Honorare kommerzieller Konferenzen bezahlen kann, war dabei gar nicht das Hauptproblem, auch nicht der eher einfache Standard der Burg, die im Wesentlichen ja eine Jugendherberge ist. Viel schwieriger waren die Termine. Gerade gefragte Top-Referentys sind viel unterwegs, und Feiertage wie Himmelfahrt gehören oft der Familie. Verständlich – aber für unsere Planung leider nicht hilfreich, auch wenn wir natürlich immer versuchen, die Familien mit einzubeziehen.

So vergingen Wochen ohne konkreten Erfolg. Empfehlungen aus dem Netzwerk und auch von den angefragten Personen halfen zwar, führten aber ebenfalls nicht sofort zu einer Lösung. Wir passten also unser „Beuteschema“ an und konzentrierten uns stärker auf Expert*innen aus dem Hochschulbereich. Und endlich: Diese Woche hatten wir zwei sehr vielversprechende Kennenlerngespräche. Es sieht gut aus, dass wir schon bald ein Referenty an Bord haben werden.

Ausblick

Sobald das Thema weiter eingegrenzt ist und wir unsere Referent*in offiziell bestätigen können, wird die Himmelfahrtstagung auch auf der Quickborn-Webseite angekündigt. Vielleicht sieht man sich dort ja.

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